Sie verführt mit Sand die Sinne. Millionen schauten beim letzten RTL-Supertalentfinale gebannt zu, wie sie leise rieselnd Geschichten erzählte. Inzwischen hat Natalya Netselya in Leipzig ihre neue Wahlheimat, ihre Sandbank gefunden.
Sie wäre die Idealbesetzung fürs Schneewittchen: lange schwarze, zum Zopf gebundene Haare, Traumfigur und ein unschuldiges Lächeln. Doch Natalya hat bereits die Rolle ihres Lebens. Einen märchenhaften Erfolg bescheren ihr die Sandmalereien, auf die sie nach ihrem Designstudium 2006 in Minsk kam. Von dort aus eroberte sie die Varietés im (Sand-)Sturm. Und weil sie mehr in die Mitte Europas wollte, zog sie im vergangenen Jahr nach Leipzig, die Stadt mit der langen Varieté-tradition. Gern schlendert Natalya heute durch die Passagen der City, wo noch der alte Geist der Messestadt zu spüren ist. Oft wird sie dabei erkannt.
Denn spätestens durch ihre erfolgreichen Auftritte im RTL-Supertalentfinale 2010 hat sie sich in die Herzen von Millionen Fernsehzuschauern gestreut. Sie beweist, dass Spuren im Sand nicht immer vergänglich sein müssen. Unvergesslich: Ihre Geschichten um Lady Di und um den Fall der Berliner Mauer. „Das ist Kunst zum Träumen“, schwärmen im Internet Anhänger auf der Fanseite von Natalia Netselya. Hunderttausendfach wurden ihre Videos bisher angeklickt. Zurzeit gestaltetet sie Bilder für das vom MDR produzierte ARD-Fernseh-Politmagazin „Fakt“ und tritt im aktuellen Programm „Büro, Büro“ im Leipziger Krystallpalast-Varieté auf.
Natalya streut ihre Motive nicht aus dem Kopf heraus. Sie macht sich zuerst Skizzen auf Papier. Danach malt sie. Statt Pinsel und Farbe benutzt sie nur ihre Finger und Sand aus Wäldern der alten Heimat. Der Kontakt nach Weißrussland ist nicht abgebrochen. Denn dort in Minsk hat Natalya ihren Sandmann getroffen und vor drei Jahren geheiratet. Auch Roman (29) mag ihre Sandkunst. Ganz klar, dass er schon mehrfach von ihr ein Herz in den Sand gemalt bekam.
Thomas Gillmeister
Quelle Sachsen Sonntag