Künstler von Sacharow Entertainment – White Gothic, Helena Lehmann und Svetlana Goncharenko – begeisterten das Publikum in Aachen.
Zirkusmusik bei „Höhner Rockin‘ Roncalli? Wer das vom Premierenabend erwartete, lag falsch. Eher Schlager, Balladen, manchmal Rock’n’Roll. Oder besser gesagt: Dog’n’Roll. Die Stars der Manege waren nämlich nicht nur Menschen, sondern auch eine ganze Meute Hunde, die Leonid Beljakov dabei hatte. Die Hunde machten Männchen, tanzten, sprangen und legten auch die ein oder andere komödiantische Einlage auf dem Zirkusboden hin. Und wenn die Hunde doch einmal anders wollten als geplant und Starallüren zeigten, war das auch nicht schlimm. Das fanden auch die Höhner, die sangen „Echte Fründe ston zesamme“. Das Publikum stimmte offenbar zu und sofort mit ein.
Bis zum 8. Juni gastierten die Höhnern und der Zirkus Roncalli auf dem Aachener Bendplatz: „SternZeiten – Himmelhochhigh in et Levve verknallt“ hieß das Showprogramm, das schon im Frühjahr in Düren für Begeisterung gesorgt hatte. Und die Höhner lockten offenbar viele Fans, die ihre Karnevalssehnsucht etwas mindern wollen: Die sechs Musiker spielten live nicht nur ihre Klassiker, sondern auch Lieder aus ihrem neuen Album. Ganz auf die Stimmung der Darbietungen abgestimmt, boten sie den Artisten eine passende Bühne. Sternzeichen und ihre jeweilige Symbolik dienten als Leitfaden für den dreistündigen, aber kurzweiligen Abend.
Ganz dem Thema „Himmelskörper“ entsprechend, wagten sich drei Akrobaten der Gruppe Balagan in die Höhe: Ihr Hilfsmittel ist eine Art Wippe, ihre Show riskant. In größtem Tempo sprangen sie auf die Enden der Wippe, duckten sich darunter weg, und mussten jede Bewegung auf die Millisekunde genau abpassen.
Rasant ging es auch bei Johan Wellton zu: Nur mit den Händen jonglieren? Das ist dem Schweden offenbar zu einfach. Also nutzte er auch Tische, Stühle und den Boden als Abprallfläche. Als Entertainer par excellence spielt er nicht nur mit den Bällen, sondern auch mit Frauenherzen und kokettiere mit Damen im Publikum.
Die vier Akrobaten von „White Gothic“ bilden Figuren, die teilweise auf Kopf, Händen und Füßen eines Einzelnen lasten. Ebenso kraftvoll, aber mit einigen tänzerischen Elementen bewegte sich das „Duo Laos“ zu sanften Höhner-Klängen. Exzellente Körperspannung und schiere Kraft ihres Partners Pablo ließ Mercedes ganz gerade ausgestreckt nur Zentimeter über dem Boden schweben.
Unterhaltung der ganz anderen Art bot der trottelige Clown Jigalov. Mit seiner markanten Mimik wurde er vom Publikum besonders gefeiert. Sein Programm allerdings dürfte einigen Zuschauern schon aus dem Weihnachtszirkus vor fünf Monaten bekannt sein.
Ebenfalls könnte man schon Naima Rhyn kennen: Unter dem riesigen Baldachin wurde es still, als die Artistin aus immer größeren Sanddornästen ein Gebilde formte. Nur durch das exakte Einhalten ihrer Position hielten sich die einzelnen Äste in Balance. Der kleinste Windhauch drohte, die filigrane Skulptur in sich zusammenfallen zu lassen. Je mehr Äste sie hinzufügte, desto mehr wackelte, desto mehr schwankte es. Letztendlich forderte die Schwerkraft ihr Opfer wenige Sekunden bevor Naima Rhyn ihre Show beenden konnte. Die Faszination ihrer Darbietung schmälerte der Fehler nicht.
Ebenso fasziniert waren die Zuschauer von Sandkünstlerin Svetlana Goncharenko: Eine Kamera filmte ihre flinken Hände, die immer wieder über eine Glasfläche huschten. In feinstem Sand formte sie Gesichter, zog Silhouetten und ließ alles in Sekunden verschwinden. Vom Baby zur Greisin zeichnete sie den Gang eines Lebens. Die staunenden Zuschauer fielen plötzlich in Begeisterungsstürme, als es die Umrisse eines ziemlich bekannten Aacheners erkannten: Kaiser Karl.
Helena Lehmann faszinierte mit ihrem Tanz am Pole bei dem bekannten Lied von Michel Legrand, interpretiert durch die Höhner, das begeisterte Publikum im Saal.
Das singende Publikum, wenn die Höhner ihre alten Hits spielten, aber auch der lange Applaus bestätigten den Vertrauensvorschuss der Besucher: Denn die meisten Karten für die kommenden Zirkusabende waren schon verkauft, noch bevor sich der Vorhang am Donnerstagabend das erste Mal geöffnet hatte.
Quelle: Ines Kubat, Aachener Zeitung